Denn wer sich nicht erinnert was geschehen ist, der hat auch vergessen was geschehen kann. (F.W.Steinmeier)
Das 100jährige Bestehen des Hensoltshöher Gemeinschaftsverbandes e.V. lässt uns gleichermaßen dankbar wie nachdenklich zurückblicken. Die Verantwortung für die Zukunft unseres Verbandes mahnt uns, die Vergangenheit offen und aufrichtig zu bedenken.
Freude & Dank
Wir sind Gott von Herzen dankbar für seine Treue und seinen Segen. Er hat in all den Jahren Menschen in seine Nachfolge gerufen, sie mit Fähigkeiten ausgestattet und zum Dienst ermutigt.
Durch sein Wirken konnte der HGV in seiner organisatorischen Breite und Vielfalt wachsen. Unzählige ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter stellten ihr Leben in den Dienst für Gott. Viele Schwestern des Diakonissen-Mutterhauses Hensoltshöhe prägten und förderten in Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft die Entstehung und Entwicklung unseres Verbandes. Das Vorbild all dieser Menschen ist uns ein wertvoller Schatz, den wir als Erbe für die Zukunft bewahren wollen.
Voller Dankblicken wir zurück auf die Entstehung vieler Gemeinden, Kindertagesstätten und missionarisch-diakonischer Initiativen, durch welche zahlreichen Menschen in Bayern und darüber hinaus Gottes Liebe in Wort und Tat weitergegeben wurde. Das vertrauensvolle Miteinander mit unseren Partnerorganisationen war uns dabei eine große Hilfe. Namentlich danken möchten wir dem Diakonissen-Mutterhaus und der Stiftung Hensoltshöhe, dem EC Bayern (Jugendverband „Entschieden für Christus“), dem Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband, der Studien-und Lebensgemeinschaft Tabor, der Stiftung Marburger Medien und der Stiftung Marburger Mission, dem Marburger Bibelseminar, der Stiftung Therapeutische Seelsorge, dem Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Staunend erinnern wir uns daran, auf welche Weise Gott im und durch den HGV immer wieder geistliche Aufbrüche schenkte. Diese Erfahrungen wollen wir sorgsam bewahren und voll Zuversicht daran festhalten, dass Gott uns auch in Zukunft für seine Mission in dieser Welt gebrauchen wird.
Trauer & Buße
Nicht nur Dankbarkeit bewegt uns im Rückblick auf unsere Geschichte. In gleicher Weise bedrückt uns Trauer und Scham über Schuld und Versäumnisseder vergangenen 100 Jahre. Wir beugen uns vor Gott, weil wir Menschen verletzt und ungerecht behandelt haben und bitten alle Menschen die durch uns verletzt wurden aufrichtig um Vergebung.
Wir waren herausgefordert, Menschen in Barmherzigkeit zu begegnen und sie geduldig zu begleiten. Das ist uns nicht immer gelungen. Wir hätten früher und ehrlicher um Vergebung bitten sollen, das haben wir nicht immer getan.
Wir wollten unsere Vorhaben zu Gottes Ehre umsetzen und haben dabei oftmals Anerkennung von Menschen gesucht und Gottes Reden überhört.
Wir wollten dem Ruf Jesu folgen und unsere Stimme für die Schwachen, Entrechteten und Schutzbedürftigen unserer Gesellschaft erheben: Für das ungeborene Leben, für Menschen mit Behinderung, für Menschen in Ausgrenzung, für Menschen in Verfolgung, in Not und Verzweiflung. Wir bedauern, dass wir hier vieles übersehen haben, nicht mutiger aufgetreten sind, nicht liebevoller geholfen haben.
Wir bereuen, dass sich unser Verband in der NS Zeit nicht klar gegen die Verbrechen des Regimes gewandt und sich nicht auf die Seite der Schwachen gestellt hat. Wir bekennen unsere Schuld darüber, dass der Verband teilweise Menschen aufgefordert hat in Organisationen dieser Unrechtsherrschaft einzutreten.
Wir bedauern ,dass wir in der Aufarbeitung zu spät und zu unklar unsere Schuld benannt haben. Wir hätten zudem ehrlicher fragen sollen, welche Veränderungen Gott von uns erwartet.
Wir bekennen, dass wir große Schuld auf uns geladen haben. Wir bitten Gott und all die Menschen um Vergebung, die durch unser Handeln und Unterlassen persönliches Leid erfahren haben.
Hoffnung & Zuversicht
Im Vertrauen auf Gottes mächtiges Handeln beten wir um Zuversicht und Weisheit für alle Herausforderungen die vor uns liegen.
Wir bitten Gott, dass er weiterhin Menschen beruft ihm zu folgen und wir dies in allen unseren Gemeinden erleben.
Wir erhoffen von Gott, dass er den bestehenden Gemeinden den Mut schenkt, neue Aufbrüche zu wagen, um das Evangelium auf zeitgemäße Weise weiterzugeben.
Wir bitten Gott, dass er uns offene Türen für weitere Gemeindegründungen schenkt.
Wir erwarten von Gott, dass er in unserem Land nochmals eine Offenheit und Sehnsucht nach ihm schenkt und wollen bereit sein unser Leben ihm zur Ehre einzusetzen.
Wir vertrauen darauf, dass Gott vorbereitend wirkt und glauben, dass Gott uns mit seiner Kraft, seiner Weisheit und seiner Vollmacht ausstattet.
Wir bitten Gott, dass Menschen aller Altersgruppen in den missionarisch-diakonischen Einrichtungen und Projekten des HGV zum Leben ermutigt werden und Gottes Liebe persönlich erfahren.
Wir bitten Gott um ein aufrichtiges und mutiges Herz, damit wir sein Evangelium selbst unter Anfeindung unerschrocken verkündigen und zu seinem Wort und Willen stehen.
Wir erwarten von Gott, dass er uns in den vielen Fragestellungen und Herausforderungen Klarheit schenkt und die Geduld, bei unterschiedlichen Erkenntnissen in Jesus Einheit zu leben.
Im Wissen, dass Gott der Herr der Gemeinde ist, befehlen wir ihm unseren Verband an und bitten ihn, dass ER unser Mittelpunkt, unsere Stärke und unsere Zuversicht bleibt.
Gunzenhausen den 16.05.2021
Vorstand und Verbandsrat des Hensoltshöher Gemeinschaftsverbandes e.V.