Wenn der T-Shirt-Macher im Himmel grüßt

Generalsekretär des EC-Weltverbandes war bei der LKG Treuchtlingen zu Gast – ansteckender Netzwerkgeist.

 

 TREUCHTLINGEN (ley) – Der Mann hat ein Herz fürs Netzwerken und persönliche Beziehungen. Das merkt man schon daran, dass man als Pressevertreter mit einer über halbstündigen Verspätung zu einer Veranstaltung der LKG (Landeskirchlichen Gemeinschaft) Treuchtlingen von Dave Coryell mit einem Lächeln und persönlichem Handschlag begrüßt wird.

 

Der Generalsekretär des CE-Weltverbandes hat keine Allüren – aber ein riesiges Herz für Menschen. 

 


Egal auf welcher Seite sie auch stehen. Ob sie schicke T-Shirts tragen oder herstellen. Personen beider Klientel gilt es zusammen zu bringen. Und so lässt Coryell gleich zu Beginn des Treffens die Besucher beim jeweiligen Nachbarn auf den Waschzettel der Textilien greifen. Sie sollen herausfinden, wo das Teil hergestellt wurde. Die Ländernamen werden auf ein Flip Chart geschrieben. Unter den notieren Nationen finden sich dann sechs wieder, in denen CE (Christian Endeavour) aktiv ist. Im deutschen Sprachraum bekannt unter dem umgekehrten Kürzel EC (Entschieden für Christus). Indien und Pakistan sind dabei, auch England sowie Irland und Nordirland. Die beiden letzteren bilden sogar eine Kooperation. Dass Italien und Portugal fehlen, überrascht. Bei China wundert man sich nicht. Die USA sind natürlich mit von der Partie (Coryell selbst kommt aus Pennsylvania), doch ist man hier erst seit 2012 so richtig organisiert, davor fokussierte man sich laut des Redners eher auf Veranstaltungen. Er fordert auf, für die Produzenten der T-Shirts zu beten, denn schließlich werde man sie ja eines Tages im Himmel wiedersehen und von ihnen gegrüßt werden. Insgesamt 32 Länder sind es, in der es derzeit aktive CE-Gruppen gibt. Die weltweite Jugendbewegung evangelikaler Prägung will beides: die Kirchen vor Ort bereichern und die noch Glaubensfernen für Jesus gewinnen. Keine leichte Doppelaufgabe. Wer sie meistert, ist auch fähig, andere Herausforderungen zu bewältigen. Das ist auch der Grund, warum Coryell die „Leit-Ziele“ von CE auch als Tipps für jegliche Art von Leiterschaft weitergibt. Ob für Beruf, Familie, Verein oder Organisation. Das Wichtigste sei dabei das Gebet, so Coryell. Er selbst nehme sich seit 20 Jahren einmal im Monat einen ganzen Tag Zeit für Beten und Planen. Genau deswegen könne er die vielfältigen Aufgaben auch so gut bewältigen. Bei ihm sei es jeden ersten Donnerstag im Monat soweit. Andere könnten sich gerne beteiligen, etwa durch „Smartphone-Fasten“. Jedesmal, wenn jemand an diesem Tag zum Handy greife, werde er „an Gott erinnert“. Nichtsdestotrotz empfiehlt Coryell unmittelbar darauf, eben jenes Gerät hervor zu holen und den Alarm auf 9.38 Uhr einzustellen. Analog zur Bibelstelle, die rate, um Arbeiter für die Erntefelder zu beten (Matthäus 9,38). Wie wichtig es ist, sich beim Erreichen eines gemeinsamen Zieles auch abzustimmen, demonstriert der Generalsekretär mit einer Übung, bei der Jugendlich einen Stab mit den Fingern zu Boden bringen sollen. Wird hier die Geschwindigkeit nämlich nicht angepasst, wandert die Stange aus Panik nach oben. Eine weitere Aufgabe stellt vor eine noch größere Herausforderung. Einen „menschlichen Knoten“ der Hände gilt es zu lösen. Wer die Bewegungen koordinieren, Barrieren überwinden, und Entscheidungen treffen kann – der hat auch die Chance, dies zu schaffen. Solche gemeinsame Anstrengungen brauche es auch im Vorfeld der CE-Weltverbandstreffen. Das 29ste findet im Jahr 2022 übrigens in Deutschland statt. Ein Jahr davor gibt es ein Leiterschaftstreffen in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die ansonsten ja eher weniger für die Pflege christlicher Kultur bekannt sind. Doch CE setzt auf die eigene, positive Ansteckungskraft. „Wir stecken keinen Dollar ins Marketing, wir werden selbst angefragt“, so Coryell in Treuchtlingen. Recht passend dazu klingelt genau in diesem Augenblick der 9.38-Wecker. Bevor der Redner gerade die Bedeutung der Jugendlichen für die Kirchengemeinden hervorhebt. Der Nachwuchs sei in der Gefahr, „zu Nilpferden zu werden“, die immer nur auf Konsum auf sind – ob am Handy oder in der Gemeinde: „Wir wollen die Jugendlichen aber zu Honigbienen machen!“ Die ihre erlernten Fähigkeiten auch einsetzen. Und nicht nur für die eigene Selbstbestätigung. Sondern zum Wohl der Kirchen, für die „die Vitalität der Jugend besonders wichtig ist“, betont der Generalsekretär. Die Art der Organisation von EC in Deutschland sei dabei ein gutes Modell für andere Länder, lobt Coryell. Bei einer abschließenden Aktion fordert er die Anwesenden auf, jene Länder auf das Flip Chart zu notieren, in welche die Betreffenden persönliche Beziehungen pflegen. Heraus kam eine erstaunliche geographische Bandbreite von Brasilien bis Japan. Also gäbe es bereits ein großes Netzwerk, so der CE-Generalsekretär. Das gelte es nun auch zu nutzen. 

 

Text und Fotos: Jürgen Leykamm